Wer bin ich, und wenn ja, wie viele? Diese selbstironisch klingende Frage stelle ich mir häufig durchaus ernst gemeint. Manchmal bin ich diejenige, die nicht weiß, wohin mit all ihren Ideen. Manchmal bin ich diejenige, die am liebsten den ganzen Tag nur Kreuzworträtsel lösen möchte. Manchmal bin ich diejenige, die sich mutig auf die Karaoke-Bühne stellt und alles hinschmeißen möchte, um endlich Rockstar zu werden.
Unsere heutige Gesellschaft ist eine Gesellschaft der Spezialistinnen und Expertinnen. Man wird Meister auf einem Gebiet oder perfektioniert eine gewisse Fähigkeit. Doch so sah das Idealbild eines sich in die Gesellschaft einfügenden Menschen nicht immer aus: Da Vinci nannte sich selbst „philosophischer Künstler“, war neben seiner Malerei Architekt, Erfinder und brachte die Biologie voran. In der Renaissance waren sogenannte „Renaissance-People“ der Hit.
Ich möchte mich jetzt nicht direkt mit Da Vinci vergleichen, aber auch ich bin ein Mensch, der vielen Interessen nachgeht. Wenn mir jemand die Frage stellt, welches Gericht ich wählen würde, wenn ich nur noch eines bis an mein Lebensende erhalten würde, dann sage ich „Büfett“. Wenn man mich nach meiner Lieblingsmusik fragt, antworte ich „alles, was mich berührt“. Und wenn man mich fragen würde, was ich in dieser Welt sein will, dann fange ich an zu grübeln.
Manch ein moderner Mensch sieht dies als Schwäche, Entscheidungen treffen zu können. Doch ich finde das Leben einfach zu bunt und zu wunderbar, um sich selbst Grenzen aufzuerlegen. Ich bin kein Experte auf einem Gebiet, das nur ich alleine verstehe. Aber ich verstehe etwas von Kreativität. Und Kreativität lebt von Vielfalt, von neuen Impulsen, von Querverbindungen. Sie lebt davon, Dinge miteinander zu kombinieren, die so mancher vielleicht nicht miteinander kombinieren würde. Wie sonst wurden Toast Hawaii oder die Wok-WM erfunden? Ob das nun gute Ideen sind, lässt sich diskutieren – doch darum geht es im Ideenprozess auch erst einmal nicht. Die Bewertung darf draußen bleiben.
Und darum möchte auch ich mich nicht mehr bewerten, das tun, was mir selbst entspricht und mich nicht in vorgefertigte Formen gießen lassen.
Für das Leben gibt es keine Blaupause. Das auszuhalten ist vielleicht nicht ganz einfach – bietet aber den Nährboden für ein ganz kunterbuntes und vielfältiges Wachstum.